Theaterwissenschaft München
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Vortrag von Miriam Höller M.A. (TWM Forschungskolloquium)

"Theater – Elektrizität – Urbanität?"

30.05.2018

Foto Miriam Höller
Vortrag von Miriam Höller M.A.
(Promovendin am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München)

"Theater – Elektrizität – Urbanität?"

im Rahmen des twm Forschungskolloquiums

Zeit: Mittwoch, 30. Mai 2018, 12:15 – 14:00 Uhr (s.t.)
Ort: Institut für Theaterwissenschaft Georgenstraße 11, Raum 109

Als das Stuttgarter Hoftheater 1902 nach einer Aufführung der Meistersinger in Flammen aufging, war das Entsetzen groß: Die Feuerwehr kämpfte bis in die frühen Morgenstunden mit dem Feuer, König Wilhelm II. wurde dennoch Zeuge des Niedergangs seines Theaters, der alte Renaissance-Bau des „Lusthauses“ brannte bis auf die Grundmauern nieder. War die seit 1883 verwendete Technik der elektrischen Beleuchtung Schuld an der Katastrophe? Schnell machten Gerüchte die Runde, ein Kurzschluss in einer elektrischen Leitung sei die Ursache gewesen… Die elektrische Katastrophe war letztlich die Initialzündung für eine Modernisierung des Theaters. Ab 1908 wurde an neuer Stelle ein Doppelhaus-Theater nach den Entwürfen von Max Littmann errichtet. Ein solch innovativer Theaterneubau bot die Chance, dem Ruf der Provinzialität zu entkommen. Bei der Eröffnung 1912 rühmte sich die Stadt nun kraft der Theater als moderne Stadt. Die Hoftheater wurden hier zu einem Symbol für den (bürgerlichen) Aufbruch der Stadt in die Moderne. Welche Rolle spielte in diesem Zusammenhang die Elektrizität der Theater, im Besonderen das elektrische Licht? An der Schnittstelle von Theater, Technik- und Kulturgeschichte befasst sich der Beitrag anhand des konkreten Beispiels der Stuttgarter Theater mit den kulturellen Umbrüchen, die die Elektrifizierung zwischen 1883 und 1912 im Theater und in der Stadt mit sich brachte. Im Fokus steht also das Verhältnis von Stadt und Theater bzw. enger gefasst die Funktion des elektrifizierten Theaters für die Modernisierung und Urbanisierung der Stadt.

Die Promovendin Miriam Höller schloss ihren Master in Kulturanthropologie und Volkskunde 2012 an der WWU Münster mit einer Arbeit zur standesamtlichen Eheschließung im Museum Nordrhein-Westfalen ab. Neben einer freien kuratorischen Tätigkeit ist sie zudem an der Universität Hildesheim als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig gewesen. Aktuell ist sie Mitarbeiterin bei dem Projekt Elektrifizierung des Theaters und Theatralität der Elektrizität, 1870-1930 (Leitung: Prof. Dr. Ulf Otto) an der Ludwig-Maximilians-Universität, gefördert von der Volkswagen-Stiftung.
Ihr Dissertationsvorhaben zur Elektrifizierung des Stuttgarter Theaters ist Teil dieses Projekts.

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