Theaterwissenschaft München
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Gastvortrag von Frau Theresa Eisele (TWM Forschungskolloquium)

"Josephine Baker in Wien, 1928. Zugänge zu intersektionalem Theatergeschichtswissen"

24.05.2023

Herzliche Einladung zum Gastvortrag von Theresa Eisele (Universität Wien)

Josephine Baker in Wien, 1928. Zugänge zu intersektionalem Theatergeschichtswissen

im Rahmen des TWM-Forschungskolloquiums

Zeit: Mittwoch, 24. Mai 2023, 12 Uhr c.t.
Ort: Raumänderung! jetzt im Hauptgebäude der LMU, Geschwister-Scholl-Platz 1, M 105.

eisele_theresa

Abstract
Als Josephine Baker in Wien auftritt, ist sie bereits ein Star. Nach ihrem Revue-Erfolg in Paris, ist Wien im März 1928 Bakers erste Station auf ihrer Europatournee. Ihr Tourstart dort verläuft turbulent, wird von völkischer Hetze begleitet und steht kurzfristig ganz in Frage. Zugleich findet Baker zahlreiche Unterstützer*innen, die ihren Auftritt begleiten und ermöglichen. Der Vortrag nimmt das Wiener Gastspiel von Josephine Baker zum Anlass, um davon ausgehend Entanglements einer heterogenen Moderne nachzuvollziehen. Er schlägt vor, die Analyse des Bühnengeschehens zu erweitern – und den Blick auf Kooperationen, Netzwerke und Konstellationen im Umfeld des Auftritts zu richten. Erst so tritt hervor, dass sich insbesondere jüdische Künstler*innen für Bakers Revue engagierten, dass Visionen einer international gedachten Moderne damit verknüpft waren und marginalisierte Positionen auf und jenseits der Bühne in Dependenz zueinanderstanden. Josephine Bakers Auftritt bietet so einen Zugang zu intersektionalem Theaterwissen: ihr Auftritt ermöglicht es, eine mitteleuropäische Moderne als Konstellation verschiedener Traditionen, globaler Praktiken und marginalisierter Geschichten zu greifen. Zugleich fordert diese Perspektivierung methodisch heraus: Wie fassen wir die Konstellation unterschiedlicher Zugehörigkeiten und Anliegen, die sich in Performances des beginnenden 20. Jahrhunderts zeigt? Wie sind afroamerikanisches und jüdisches Engagement der Moderne miteinander verwoben? Inwiefern sind Deutungsperspektiven der Jewish und Black Studies für eine intersektionale Theaterhistoriogaphie relevant? Bakers Auftritt in Wien 1928 ist so ein Zugang zu heterogenen Wissensbeständen von Theatergeschichte und Grundlage methodischer Diskussion zugleich.

Kurzvita
Theresa Eisele ist Theaterwissenschaftlerin (Postdoc) am tfm der Universität Wien. Zuvor war sie u.a. tätig am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow, am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin (Marietta-Blau-Stipendium des BMBWF) sowie als Forschungsstipendiatin bei der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf. 2021 wurde sie mit einer Arbeit über die Theatralität jüdischer Erfahrung in der Wiener Moderne an der Universität Wien promoviert; 2008–2015 Studium der Theaterwissenschaft sowie der Medien- und Kommunikationswissenschaft in Leipzig und Madrid. Forschungsschwerpunkte in der kulturwissenschaftlichen und historischen Theaterforschung; Arbeiten zur Theatergeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, zur jüdischen Kulturgeschichte und historischen Anthropologie.

Downloads