Theaterwissenschaft München
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KulturTour mit Panzer

Neues, vom Kulturreferat München gefördertes Projekt von Felix Kruis, präsentiert von den SEPARATISTEN

KulturTour mit Panzer_klein
am Donnerstag

15. September 2011

ab 19 Uhr


Treffpunkt:
Hofgarten-Tor am Odeonsplatz

Route:
Max-Joseph-Platz vor dem Bayerischen Staatstheater

St. Michael Kirche in der Neuhauserstraße

St. Jakob-Platz vor dem Filmmuseum















Felix Kruis (Jahrgang 1984), Student der Theaterwissenschaft, Theologie und Kunstgeschichte an der LMU, sowie an der Akademie der Künste, verpasst der Münchner Innenstadt eine gewaltige Zufuhr an Kultur: Er rollt mit seinem "Kultur-Panzer" durch die Straßen Münchens und zeigt seinen Stummfilm BUBBLES (etwa 10 min.) auf Häuser- und Gebäude-Fassaden in der Stadt.

Dafür hat er gemeinsam mit Tobias Veit seinen "Kultur-Panzer" entwickelt. Dieser ist eine Art überdimensioniertes Lastenfahrrad, auf das ein Klavier gebaut wurde. Durch einen Stahlrahmen verstärkt und durch die Verwendung von Motorradrädern soll es möglich werden, in Schrittgeschwindigkeit mit dem Klavier auf dem Rad durch die Innenstadt zu fahren. Auf dem Klavier ist die „Kanone“ des „Panzers“ befestigt: Ein Beamer. Der Stummfilm wird bei der Tour auf Gebäude projiziert, während Kruis ihn live am Klavier mit Eigenkompositionen begleitet.

Das Drehbuch zu BUBBLES schrieb Kruis gemeinsam mit Michel Decar, der unter Schimmelpfennig und von Düffel in Berlin "Szenisches Schreiben" studiert. Der Titel des Films bezieht sich zum einen auf den Begriff der "Finanzblase", zum anderen konkret auf das beliebte Kinderspiel "Seifenblasen". Die Hauptrolle wird von der 10-jährigen Münchnerin Elena Veziridis gespielt. Sie steckt in einem Dreißigerjahre-Kostüm, das extra für sie entworfen wurde (Alexandra Theiss). Das 10-jährige Mädchen verkörpert eine etwa vierzigjährige, eiskalte Textilfabrikbesitzerin. Sie ist vorrangig süchtig nach Seifenblasen. Um ihre Sucht zu befriedigen geht sie über Leichen. Aufgrund der Finanzkrise muss sie Einsparungen treffen und sie entlässt mit teuflischem Spieltrieb einen Arbeiter nach dem anderen.

In einfachen Bildern zeigt Kruis die Auswirkungen der Finanzkrise auf Arbeitgeber und -nehmer. Kruis arrangiert gemeinsam mit dem Bühnenbildner Edoardo Colaiacomo ein surreales Horrorszenario, in dem nicht nur die Moral verschwindet, sondern scheinbar auch alle Gesetze der Physik ausgehebelt werden. Kruis reduziert das "un-fassbare" Bild des Banken-, Börsen- und Wirtschaftsskandals auf ein einfaches Bild wie zum Beispiel "eine Erbse auf dem Teller", um zu zeigen, dass "nichts mehr zu essen da ist". Dabei zieht er bewusst über die Ästhetik  eine Parallele zur Weltwirtschaftskrise der Dreißigerjahre. "Wer wissen will, wie lang sich die Wirtschaftskrise noch hinziehen kann (und wie schlimm es noch kommen könnte), sollte acht Jahrzehnte zurückblicken" (U. Schäfer), heißt es in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung zur aktuellen Krise. Kruis wirft in seinem Film genau diese Frage auf, ob wir noch in einer Finanzkrise stecken oder ob wir nicht sogar schon auf dem Weg in eine Weltwirtschaftskrise sind?

Das Projekt wird am 15. September um 19 Uhr in der Münchner Innenstadt stattfinden. Der Treffpunkt ist das Tor zum Hofgarten am Odeonsplatz. Dort findet die erste Vorführung statt. Von da wird gemeinsam die Tour gestartet: Zuerst wird der Max-Joseph-Platz vor dem Bayerischen Staatstheater angesteuert. Dort wird die zweite Vorführung stattfinden. Dritte Station wird die St. Michael Kirche in der Neuhauserstraße zwischen Marienplatz und Stachus sein und zuletzt wird zum Platz vor dem Filmmuseum gefahren. Wie bei einer Demonstration wird erwartet werden, dass sich neben den bewussten Teilnehmern auch spontane Passanten dem Zug anschließen.

Das Projekt wird von der Künstlergruppe SEPARATISTEN präsentiert. Diese hat sich letztes Jahr im Sommer während der Inszenierung des Stückes "Separatisten" von Thomas Freyer im damaligen "Puerto Giesing" zusammengefunden. Im Rahmen dieser Inszenierung fand die Aktion "Geld oder Kultur" auf dem Marienplatz statt. Hier der Beitrag von "münchen.tv" dazu.

Die "KulturTour mit Panzer" wird vom Kulturreferat München mit 12.000 € gefördert. "Wenn Kultur immer weniger Interesse erfährt, so muss man dem mit hartem Geschütz entgegenwirken. Mit einem Panzer auf den Straßen Münchens", heißt es in der Jurybegründung des Kulturreferats über Kruis' Tour.

Infos sowohl zur anstehenden Tour als auch zu den bereits stattgefundenen Aktionen der SEPARATISTEN erhalten Sie auf der Website: www.separatisten.org oder unter info@separatisten.org.