Theaterwissenschaft München
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Studiengangsprofil

Der andere Blick

Aus Meinungen, Vorstellungen, Visionen, Kenntnissen, Fakten, Erfahrungen und Emotionen, die sich nicht unbedingt wie ein Puzzle zu einem Ganzen zusammenfügen lassen, die gemeinsame Anstrengung, den Kunstwillen herauszukristallisieren, ist die wesentliche Leistung der Dramaturgie im Theater.
Ausgangspunkt kann dabei vieles sein: ein dramatischer Text, eine Partitur, ein Stoff, eine ästhetische oder politische Fragestellung. Dramaturgische Arbeit bestimmt sich dabei in erster Linie durch intellektuelle Neugierde, die Freude an der Analyse und der offenen Auseinandersetzung mit und am Gegenstand. Sie ergreift immer wieder aufs Neue die Chance, einen theoretischen Diskurs in die Praxis des Theaters zu überführen. Eingebunden in die Konzeption und Umsetzung einer Aufführung wird das Außergewöhnliche und Einzigartige dieses Berufes sichtbar, vermitteln doch DramaturgInnen zwischen den am Arbeitsprozess Beteiligten, ihren unterschiedlichen Standpunkten und Ideen, um sie produktiv in das gemeinsame Projekt einzubeziehen. Dramaturgie gibt dem Theater Gestalt, indem sie Spielpläne entwirft, Projekte initiiert und Produktionen kuratiert – an öffentlichen wie privaten Institutionen, in Gruppen, Compagnien und Festivals im In- und Ausland. Gesucht wird dabei stets der öffentliche Austausch über das theatrale Ereignis. DramaturgInnen sind Mittler und Werbende für das Neue, das Andere, das Unabgesicherte. Diese produktive Lust an der Entdeckung des Fremden ist im besten Falle auch Motor ihrer eigenen Arbeit an der kollektiven Ästhetik des Theaters.

Ute Gröbel, ehem. stellvertretende Studiengangsleiterin

Dramaturgie studieren
Das Theater verändert sich permanent, und so auch das Tätigkeitsfeld der Dramaturgie. Dramaturginnen und Dramaturgen treten längst nicht mehr nur als Anwälte des Textes in Erscheinung, sie wirken als Ideen- und Impulsgeber, als Nach- und Vordenker, als kommunikativer Knotenpunkt im Netzwerk ‚Theater‘ – sei es nun ein Stadttheater, eine freie Gruppe oder ein internationales Festival. Eine zentrale Aufgabe ist dabei die Vermittlung: zwischen den am Projekt Beteiligten, zwischen Kunstwerk und Publikum, zwischen Theorie und Praxis, zwischen der analytischen Durchdringung eines Gegenstands und dessen szenischer Übersetzung. Die Stoffe und Formen der Auseinandersetzung sind vielfältiger geworden, reicher, vielleicht auch unübersichtlicher. Doch ob dramatischer Text, Partitur, Recherchematerial oder experimentelle Performance: die Lust an der Entdeckung des Neuen, Fremden, Unabgesicherten bleibt der Motor dramaturgischen Arbeitens.

Der zweijährige Masterstudiengang Dramaturgie lehrt die Grundlagen dramaturgischer Arbeit im Schauspiel oder Musiktheater. Der Studiengang vermittelt entscheidende Kenntnisse über das Theater der Gegenwart und das Repertoiretheater, seine Geschichte und Theorie und ermöglicht die Anwendung dieses Wissens in verschiedenen Formen disziplinübergreifender Theaterarbeit. Dazu zählen u.a. die Tätigkeit als Dramaturg oder Dramaturgin in den Produktionen der Theaterakademie August Everding, die freie Projektentwicklung in Zusammenarbeit mit erfahrenen Theatermachern und -macherinnen, Gastdramaturgien an kooperierenden Häusern und die selbstbestimmte künstlerische Arbeit im Rahmen studentischer Projekte (Reihe EigenArten der Theaterakademie). Außerdem besteht die Möglichkeit, an internationalen Projekten im Rahmen der europäischen Netzwerke ENOA (European Network of Opera Academies) und E:UTSA (Europe: Union of Theater Schools and Academies) teilzunehmen.