Theaterwissenschaft München
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Außereuropäisches Theater

Das pharaonische Ritualtheater, die Ballspiele der Maya, Schamanismus, der Carneval im mexikanischen San Juan Chamula und Veracruz, Augusto Boal, das Theater der Maori, das Schauspiel in Südafrika, die sog. Pekingoper, das Revolutionstheater und das chinesische Gegenwartstheater, Japans No-, Kabuki- und Bunraku-Theater sowie seine zeitgenössischen Experimente von Theater und Performance und die Tanztraditionen Indiens sind einige Beispiele aus dem Lehr- und Forschungsangebot »Außereuropäisches Theater«. Versunkenen Kulturen sowie mehr oder weniger fremden Gesellschaften näher zu kommen wird durch das Studium ihrer theatralen Repräsentationen ausgesprochen lohnenswert. Die allgemeine Begeisterung für das Entschlüsseln von Kodes macht im Umgang mit dem unbekannten Theater nach und nach Sinn. Im reichen Ambiente von komplexen räumlichen Anlagen, prächtigen Kostümen,spektakulären Bewegungsfolgen und Kämpfen, hoch symbolischen Requisiten, uralten Texten und magischen Musikweisen finden die Interessierten nicht nur ein ungewohntes theatrales Erlebnis, sie können nach und nach auch die thematisierten Konflikte entdecken und Einblick in die Weltsicht und die Wertesysteme der betreffenden Kulturen erlangen. Nicht allesaußereuropäische Theater ist bunt und komisch; manche sehr düstere Formen werden gebraucht, um das Elend, das durch Kolonialismus und Ausbeutung bewirkt wurde, oder jene Traumata als Folge der südamerikanischen Militärdiktaturen, darstellbar und verarbeitbar zu machen. Auch hier ist die Rezeption mehr als nur Mitfühlen, die Dramen und Theateraufführungen bieten die Möglichkeit zum historischen, wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Verständnis - sie kommentieren und können utopische Gegenwelten kreieren. In der einfachen Selbstdarstellung im Alltag, in den großen Inszenierungen der Staaten, der Religionen, der Clans und Konzerne sowie in den reichen Formaten des Kunsttheaters kann der Kundige entdecken, was in der Kunst und im Leben die kulturellen Unterschiede ausmacht – und die Ähnlichkeiten.

Zu den Hauptvertretern der Sparte Außereuropäisches Theater zählen Prof. Michael Gissenwehrer sowie Prof. Christopher Balme. Eine fächerübergreifende Arbeit und Zusammenarbeit der Mitarbeiter kennzeichnet jedoch die programmatische Ausrichtung der twm.