Theaterwissenschaft München
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Gastvortrag von Frau Dr. Martina Groß (TWM Forschungskolloquium)

"Theater auf Reisen: Interferenzen von Reiseliteratur und Theaterentwicklung"

15.05.2019

Foto Martina GrossGastvortrag von

Frau Dr. Martina Groß

"Theater auf Reisen: Interferenzen von Reiseliteratur und Theaterentwicklung"

im Rahmen des TWM Forschungskolloquiums

Zeit: Mittwoch, 15. Mai 2019, 12.15 - 14.00 Uhr
Ort: Institut für Theaterwissenschaft, Georgenstr. 11, Raum 109

Das Verhältnis von Reiseliteratur und Theaterentwicklung lässt sich von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart mit Blick auf eine internationale Festivalpraxis beschreiben und weist zu unterschiedlichen Epochen je eigene Funktionen auf. So ließe sich in der Frühen Neuzeit vor allem von Reiseberichten als Wissensspeicher und -vermittler sprechen, die großen Einfluss auf die Wahrnehmung von Theater und die Entwicklung theatraler Formen haben (z.B. Montaigne, Platter, Voltaire). Betrachtet man das 19. Jahrhundert, zeigt sich ein wichtiger Paradigmenwechseln innerhalb der Reiseliteratur als Gattung (Ausdifferenzierung von Geographie und Reisebericht, Wandel des Reiseberichts vom „Wissensspeicher“ zur literarischen Gattung, Veränderung der Verkehrswege und der Reisebewegung insgesamt). Der Reisebericht selbst wird zu einer Kunstform und insbesondere Frauen, ob als Theaterzuschauerinnen (z.B. Johanna Schopenhauer) oder als Schauspielerinnen (z.B. Minna Wohlgeboren-Wohlbrück) bedienen sich dieses Mediums.
Auffällig ist insgesamt, dass sich von den Wanderbühnen der Frühen Neuzeit bis zur internationalen Theaterpraxis der Gegenwart Theater stets durch und über transnationale Mobilität bzw. ihre Dokumentation (fort-)entwickelt hat, die Theatertheorie wie die Theatergeschichtsschreibung diesem Umstand aber kaum Rechnung trägt. An dieses Forschungsdesiderat anschließend möchte der Vortrag Theaterpraxis, Theaterhistoriographie und Reiseliteratur in ein Verhältnis setzen und den Reisebericht bzw. Reiseliteratur auch als einen Ort vorschlagen, am dem sich seit jeher Theaterpraxis, -theorie und geschichtliches Verstehen treffen.

Martina Groß (Dr. phil.) ist Theater- und Literaturwissenschaftlerin. Sie arbeitet als Postdoc am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur der Universität Hildesheim. Nach dem Studium der Romanistik, Komparatistik, Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Paris, Nantes und Frankfurt am Main promovierte sie an der Goethe-Universität Frankfurt mit einer Arbeit zum Pariser Theaterkrieg und der Theaterentwicklung um 1700 aus gegenwärtiger Perspektive. Sie forscht, lehrt und publiziert zu Methoden der Theater- und Literaturgeschichtsschreibung, zur Geschichte und Theorie experimenteller Theaterformen, zum Zuschauer in Theatertheorie- und -praxis, zu gegenwärtigen Theaterentwicklungen, zu Übersetzung als kritischer Theaterpraxis sowie zu den Interferenzen von Theater und Reisen, so u.a. "Lücken sehen… Beiträge zu Theater, Literatur und Performance" (2010), "Populärkultur im Gegenwartstheater" (2012), "Querelle, Begräbnis, Wiederkehr. Alain-René Lesage, der Markt und das Theater" (2016).

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