Theaterwissenschaft München
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Gastvortrag von Tamara Yasmin Quick (TWM Forschungskolloquium)

"Musizieren auf der Theaterbühne heute"

23.10.2019

Foto Tamara QuickGastvortrag von

Tamara Yasmin Quick

"Musizieren auf der Theaterbühne heute"

im Rahmen des TWM Forschungskolloquiums

Zeit: Mittwoch, 23. Oktober 2019, 12:15 – 14:00 Uhr
Ort: Institut für Theaterwissenschaft, Georgenstraße 11, Raum 109

Das heutige Theater klingt, tönt, musiziert - in kaum einer aktuellen Sprechtheater-Inszenierung wird noch ausschließlich gesprochen, auf den Besetzungszetteln der Schauspielsparte werden immer häufiger auch Musiker gelistet: Musik stellt einen kaum mehr wegzudenkenden Teil von Theaterproduktionen dar und hat als Teil des Inszenierungskonzeptes unmittelbare Auswirkungen auf die szenische Umsetzung eines Stücks. Nicht selten beeinflusst sie die Gesamtdramaturgie eines Theaterabends. Eine produktive Wechselwirksamkeit zwischen Theatermusik und szenischen Spielformen kann insbesondere dann beobachtet werden, wenn auf offener Bühne live musiziert wird – sei es durch inszenierte Theatermusiker*innen oder musizierende Schauspieler*innen.

In meinem Dissertationsprojekt „Live-Theatermusik auf der Bühne zwischen Theatralität und Performativität – Sinn und Sinnlichkeit liminaler Bühnenmusikfiguren in Theaterinszenierungen des deutschsprachigen Raums“ erforsche ich die künstlerische Praxis des Bühnenmusizierens im Theater als theatrale Handlung und performative Hervorbringung. Mein besonderer Fokus liegt dabei auf den Verkörperungs- und Inkorporierungsprozessen von Theatermusik in den semiotischen und phänomenalen Leib der „musical personae“ (vgl. Auslander, 2006), die im Moment der Aufführung vollzogen werden und das theatermusikalische, flüchtige Werk untrennbar an den musizierenden Performer binden.
Das Spannungsfeld, in dem sich die musizierenden Theaterdarsteller*innen bewegen, konstituiert sich durch mehrere sich überlagernde liminale Aktionsräume: Erstens zwischen den theatralen Darstellungsformen Text, Szene, Musik und Bewegung, in denen das Medium erzählerisch mitwirkt und die Musik zur Mitspielerin und zum „zentralen Motor szenischer Dramaturgie“ avancieren kann. Zweitens im sozialen und operativen Dazwischen innerhalb einer Theaterproduktion zwischen Regieteam und Bühnendarsteller*in und drittens zwischen dem szenischen Vorspielen auf der einen Seite und der Wahrhaftigkeit des performativen und realen Prozesses der musikalischen Hervorbringung auf der anderen Seite.

Zur Untersuchung und Beschreibung der kulturellen Praxis des Live-Theatermusizierens führe ich methoden-triangulierend eine multiperspektivische Analyse des Phänomens im Rahmen von Aufführungsanalysen, Proben-ethnographien sowie am Rande laborartigen Workshops mit Theatermusiker*innen zu Einzelaspekten vor dem methodischen Hintergrund der künstlerischen Forschung durch.

Tamara Yasmin Quick studierte Musiktheaterwissenschaft an der Universität Bayreuth sowie Dramaturgie an der Theaterakademie August Everding in München. Anschließend war sie für zwei Spielzeiten Dramaturgin für Musiktheater und Ballett am Salzburger Landestheater, bevor sie im Mai 2018 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in David Roesners DFG Projekt "Theatermusik heute als kulturelle Praxis" wechselte. Dort promoviert sie zu Live-Theatermusik auf der Bühne des Gegenwartstheaters.
Derzeit pflegt sie künstlerische und wissenschaftliche Zusammenarbeiten mit den Münchner Kammerspielen, dem Münchner Rundfunkorchester, den Freunden der Wiener Staatsoper und dem Theater Koblenz. Sie ist mehrfache Stipendiatin, Teil des Elitenetzwerks Bayern und ehrenamtlich im Vorstandsvorsitz von "Almaviva e.V. – Alumni- und Förderverein Musiktheater Bayreuth" engagiert.

 

Downloads