Theaterwissenschaft München
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Vortrag von Dr. Lars R. Krautschick auf Tagung im Experimentiertheater Erlangen

“Ich sehe was, was Du nicht siehst!”: Mediale (Raum-)Konfigurationen von unsichtbaren Figuren im Horrorgenre

27.03.2020

Vortrag von Dr. Lars R. Krautschick

"Ich sehe was, was Du nicht siehst!”: Mediale (Raum-)Konfigurationen von unsichtbaren Figuren im Horrorgenre"

im Rahmen der Tagung "Horror - Medien - Räume" vom 26.-28.3.2020

Ort: Experimentiertheater, Bismarckstrasse 1, 91054 Erlangen
Zeit: 27. März 2020, 10.15 - 11.00 Uhr
Veranstalter: Institut für Theater- und Medienwissenschaft (FAU Erlangen-Nürnberg), Lehrstuhl für Medienkulturwissenschaft (Universität Passau)

Tagungsprogramm (PDF, 398 kB), Tagungsplakat (PDF, 248 kB)

Abstract:
Filme sind primär audiovisuelle Reizquellen, die kinematografisch den menschlichen Gesichtssinn bedienen. Insbesondere deshalb stellt sich das Verhältnis als extrem spannungsreich dar, in welchem Filme dem Unsichtbaren begegnen, denn wie lässt sich ausgerechnet das sichtbar machen, was sich der Sichtbarkeit entzieht. Der Vortrag möchte anhand von unsichtbaren Figuren aus dem Horrorgenre beziehungsweise vielmehr deren Konfigurationen aufzeigen, wie die kinematografische Darstellung des Unsichtbaren erfolgt und welche Topoi mit den verschiedenen Darstellungen einhergehen – was neben stilistischen Qualitäten des Film ebenfalls eine Frage der räumlichen Komposition sowie des medialen Rahmens ist.

So streben Filme, die Unsichtbares zum Thema haben, danach dieses Unsichtbare sichtbar zu machen. Dies geschieht beispielsweise über die spezifische Rauminszenierung, das heißt vielmehr als inszenierte Reaktion auf spatiale Gegebenheiten, wodurch der Raum in den Inszenierungsfokus rückt. Die Aufgabe der Filmemacher besteht demzufolge darin, einen Raum zu inszenieren, der das Unsichtbare sichtbar macht. Dabei unterscheiden sich die Inszenierungen der kinematografischen Räume in den Horrorfilmen der 1930er Jahre von denen des gegenwärtigen Horrorfilms. Zudem entwickeln sich parallel mit dem medialen Wandel des Films weitere Konfigurationsmöglichkeiten des Unsichtbaren, die semantisch dergestalt ausschließlich im Medium Film auf das Unsichtbare verweisen.

Über die räumlichen sowie medialen Aspekte hinausgehend wird die Untersuchung dahingehend relevant, sofern das Unsichtbare gesellschaftsrelevante Topoi berührt. Während bspw. The Invisible Man (1933, R: J. Whale) Persönlichkeitsstörungen angesichts eines physischen Identitätsverlusts thematisiert, wird der Protagonist in Memoirs of an Invisible Man (1992, R: J. Carpenter) paradoxerweise erst sichtbar, sobald er unsichtbar ist. In Hollow Man (2000, R: P. Verhoeven) wird die Unsichtbarkeit hingegen als evolutionärer Schritt betrachtet, mit dem jedoch Allmachtsfantasien einhergehen. Allen Beispielen ist zudem jeweils eine distinkte Visualisierung von Unsichtbarkeit zu eigen, die diese Topoi zusätzlich gesellschaftskritisch auflädt. Nicht zuletzt verrät die kinematografische Darstellung des Unsichtbaren Wesentliches darüber, wie Menschen unsichtbare Anteile ihrer Umwelt wahrnehmen beziehungsweise welche Ängste sie ihnen gegenüber entwickeln.

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