Theaterwissenschaft München
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Jens Malte Fischer: Jahrhundertdämmerung

»Kein Gegenwartssinn«, lautete vor 100 Jahren die Diagnose Hugo von Hofmannsthals für sein Fin de siècle. »Keinen Vergangenheitssinn« müsste man wohl dem heutigen attestieren. Jens Malte Fischer, der in seinen Büchern und Essays das Einst souverän mit dem Jetzt verbindet, zeigt jedoch keine offensichtlichen Parallelen und Unterschiede, vielmehr umkreist er die kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Perspektiven jener Zeit im Umbruch: Die Großstadterfahrung mit ihrer Wohnkultur kommt darin ebenso ins Blickfeld wie das Musiktheater, das bedrückende Phänomen des Antisemitismus und die Reaktion darauf. Im Zentrum steht Gustav Mahler, allerdings weniger als genialischer Komponist denn als seismographische Persönlichkeit, die das unterirdische Beben der Epoche verspürte. Das Spektrum von Fischers Buch reicht vom europäischen Zeitgefühl der Décadence bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs; und der Autor versucht , die heute nach wie vor schwerverständliche Haltung so vieler Künstler und Intellektueller zu Beginn des Völkermordens zu erklären.