Theaterwissenschaft München
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Musiktheater für junges Publikum – eine Schule der Wahrnehmung? (DFG-Projekt)

Das Projekt "Musiktheater für junges Publikum – eine Schule der Wahrnehmung?" erforscht eine künstlerische Praxis der letzten 10 Jahre, die – abseits bestehender Vermittlungsmethoden im Musiktheater – szenisches Produzieren als künstlerische Vermittlungsarbeit begreift. Aus diesen Entstehungsprozessen hervorgegangene Formen musikalisch-theatralen Erzählens basieren nicht auf einer figurenbezogenen, kausalen Handlungsdramaturgie, sondern befragen musikalische Ereignisse/Klänge/Geräusche, Aktionen (der Klangerzeugung), Gesten oder Objekte auf ihre theatrale Wirkung und schaffen über deren bewusstes In-Szene-Setzen live Erlebnisse, die in ihrer szenischen Präsenz und körperlichen Erfahrbarkeit Zugänge zur Sinnlichkeit des Theaters, seiner Mittel und Wirkungen eröffnen.

Ziel des Projektes ist es die komplexen Entstehungsprozesse zwischen künstlerischer Materialbefragung und ihrer Wirkung auf das Rezeptionsverhalten und die Wahrnehmungsweisen der Zielgruppe hin zu untersuchen. Die Entwicklung neuer Dramaturgien und Ästhetiken im Musiktheater für junges Publikum setzt einem gerade im Musiktheater verbreiteten institutionalisierten ‚Zuhören' und ‚Nachvollziehen' von Inhalten und Strukturen das körperliche Erleben und die sinnliche Erfahrung musikalisch-theatraler Ereignisse entgegen.

Das Projekt leistet in dieser Hinsicht einen Beitrag zur Schließung einer signifikanten Leerstelle innerhalb der bestehenden Forschung an der Schnittstelle von Theaterwissenschaft und Musiktheatervermittlung: Es stellt eine erste umfangreiche Untersuchung zeitgenössischer Erzählformen und deren Produktionsweisen in verschiedenen theatralen Kontexten (z.B. an Stadt- und Staatstheater und als Kooperation zwischen institutionalisiertem Theater und Freien Gruppen) dar. Fokussiert werden Fragen nach den Dramaturgien und Ästhetiken in diesen zielgruppenspezifischen Entstehungsprozessen sowie nach den Erkenntnissen zum Wahrnehmungsverhalten der Zielgruppe innerhalb dieser Proben- und Produktionsprozesse. Des Weiteren wird hinterfragt, welcher Bildungsanspruch den musikalisch-theatralen Erzählformen zugrunde liegt. Bleiben diese ästhetischen Erfahrungen nur auf den Moment der Proben und Aufführung gerichtet, oder geht es um eine langfristige Veränderung der Wahrnehmungsweisen der Zielgruppe? Darüber hinaus wird hinterfragt, inwieweit innerhalb der jeweiligen Institution eine kritische Reflexion der in den Entstehungs- und Probenprozessen gewonnenen Erfahrungen mit der jugendlichen Zielgruppe stattfindet und ob diese Erkenntnisse auch andere Produktions- und Vermittlungsprozesse, eventuell sogar die Spielplangestaltung beeinflussen.

Der Forschungsgegenstand erfordert eine interdisziplinäre Annäherung unter der Berücksichtigung (musik-)theaterwissenschaftlicher, musikpädagogischer, ethnographischer, wahrnehmungsphilosophischer Methoden sowie methodischen Ansätzen aus der Alltagskultur- und Kindheitsforschung und Institutionskritik.

Link zum Projektblog: https://musiktheater.hypotheses.org/

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Projektleitung: PD Dr. Christiane Plank-Baldauf

Hilfskraft: Rebecca Fischer

Laufzeit: 01.10.2022 bis 30.09.10.2025