Theaterwissenschaft München
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Jürgen Schläder (Hg.): Werner Egk: Eine Debatte zwischen Ästhetik und Politik

Werner Egk war ein Mann von ungewöhlicher Reputation: Präsident des Deutschen Komponistenverbandes, Präsident des Deutschen Musikrates und Vorstandsvorsitzender der GEMA, sowie Präsident der CISAC, der internationalen Dachorganisation für den Schutz der Urheberrechte - Ausweis des Ansehens und Vertrauens, das Werner Egk in der Kulturpolitik genoß.
Ähnliches gilt auch für den Komponisten Egk, wenngleich vor gänzlich anderem Hintergrund. Das Urteil über Egk Bühnenwerke lag von Anbeginn fest: Seine Musik "öffnete die Ohren für die Moderne des 20. Jahrhunderts, die während der NS-Zeit aus den Konzertsälen verbannt gewesen war." Irrtum: Egks Musik entspricht keineswegs jener musikalischen Moderne, die unter das Nazi-Verdikt fiel. Sie repräsentiert vielmehr mit geringen Modifikationen jenen Musikstil, den Egk auch in der Zeit des Nationalsozialismus vertrat.

Vor der Spruchkammer stand ein fünfjähriges Berufsverbot für den Komponisten Werner Egk und die Konfiszierung seines halben Vermögens als Sühne für Nazi-Mitläufertum zur Debatte. Egk ging in die Offensive und beantragte eine Erhöhung des Strafmaßes auf zehn Jahre und auf Einziehung seines gesamten Vermögens, falls zwischen seiner beruflichen Tätigkeit und den KZ-Verbrechen ein ursächlicher Zusammenhang nachzuweisen sei. Diese infame Wendung führt mitten hinein in die Debatte um Ästhetik und Politik.