Theaterwissenschaft München
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Monika Woitas: Strawinskys "Motor drive"

hg. von Monika Woitas und Annette Hartmann, epodium: München 2010
Reihe aesthetica theatralia Band 7



Als „powerful motor drive“ charakterisiert George Balanchine die spezifische Qualität in der Musik Igor Strawinsky – eine Kraft, die mitreißt, im doppelten Wortsinn bewegt und zahllose Choreographen zu immer neuen Deutungen inspiriert hat. Motion und Emotion scheinen dabei ebenso unmittelbar aufeinander bezogen wie Körper und Klang, die der Komponist als Einheit versteht. „Wenn man Musik in ihrem vollen Umfange begreifen will, ist es notwendig, auch die Gesten und Bewegungen des menschlichen Körpers zu sehen, durch die sie hervorgebracht wird.“ Das Auge wird zum Kontrollorgan des Ohres, dessen Wahrnehmungen das Gehörte jederzeit als ‚gemacht’ ausweisen: Musik nicht als Traumspiel sondern als Artefact. Doch wo liegen die Wurzeln dieser ‚Körper-Musik’, die Descartes’ „Cogito ergo sum“ und der seitdem vorherrschenden Trennung von Körper, Geist und Seele eine strikte Absage erteilt? Die Einbeziehung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse einerseits, Fragen nach der sich rasant verändernden Lebenswelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts andererseits könnten Antworten geben und damit einen neuen Blick auf (scheinbar) Altbekanntes eröffnen.

Im vorliegenden Band werden daher Beiträge international renommierter Neuro- und Kognitions­wissenschaftler kulturhistorisch fundierten Untersuchungen von Musik-, Theater- und Tanzwissenschaftlern gegenübergestellt und schließlich an ausgewählten Beispielen wie Petruschka, Histoire du Soldat, Le Sacre du Printemps, Les Noces, Apollon Musagète und Agon überprüft.