Theaterwissenschaft München
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

JUNGE STÜCKE - Zur Situation und zu den Theatertexten Junger AutorInnen im europäischen Gegenwartstheater 2010

 

INTERNATIONALE TAGUNG

veranstaltet von
der Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie
der Germanistik und Theaterwissenschaft an der Universität Lodz

am
24. und am 25. September 2010
in den Räumen der LMU München, Georgenstr. 11, statt.

Studierende sind herzlich eingeladen, sich an der Tagung zu beteiligen!

 

ZUM TAGUNGSPROGRAMM

 

Generell scheint sich das avancierte deutschsprachige Theater der Gegenwart weitgehend einfachen Systematisierungsversuchen zu entziehen. Zwischen radikalem Regietheater und dem Autor verpflichteten Inszenierungen, Popästhetik und der ›Authentizität‹ des Dokumentarischen, ›Ekeltheater‹ und neuer Bürgerlichkeit, Postdramatik bzw. Performance und traditioneller Form, Video-Spiel und Medienabstinenz sucht die einstmalige »moralische Anstalt«, die öffentliche Themen aufgriff und kritische Bilder gegen Zustände setzte, ihren Weg und ihre gesellschaftspolitische Relevanz in einer globalisierten Medienwelt. Obwohl über den Sinn und die gesellschaftliche Förderungswürdigkeit, gar über die »Krise« des Theaters seit Jahren gestritten wird, wobei insbesondere die Themen Regietheater und Werktreue ihre Aktualität nie zu verlieren scheinen, kann dennoch kaum behauptet werden, dass das Theater an Attraktivität verloren hat. Ganz im Gegenteil scheint es als transitorisches Medium erst recht gesucht zu werden, da es sich mittels seiner medialen Spezifizitäten der Präsenz, Ereignishaftigkeit, Korporalität und Materialität gegen die Virtualität der medialen Bildwelten behauptet.

Trotz starker Einflüsse der Performance auf die heutige Bühnenästhetik ist der dramatische Text weiterhin der Ausgangspunkt der überwiegenden Mehrzahl der Inszenierungen, wiewohl er natürlich keineswegs als leitende Größe gelten kann. Aus rein quantitativer Sicht kann man sogar von einer Zunahme des dramatischen Elements sprechen, das Angebot der Theaterverlagen im deutschsprachigen Raum ist kaum mehr zu überblicken. Davon sind ein Großteil von Jungen AutorInnen, die etwa zwischen 20 und 35 Jahre alt sind und erst wenige Stücke veröffentlicht haben. Sie sind als relativ kohärente Gruppe in den Spielplänen der Theater zu finden, sie werden von der Theaterleitung ganz bewusst integriert und sind so ein wichtiger Teil der Spielplanpolitik. Der Quantität der Jungen Gegenwartsdramatik entspricht eine breite dramenästhetische Vielfalt. Diese lässt sich keineswegs mehr von einer theoretischen Perspektive aus einseitig in den Blick nehmen. Die Erklärungsversuche reichen von der ›Postdramatik‹ oder dem ›nicht mehr dramatischen Theatertext‹ bis zur ›Rückkehr des Helden‹.

Die Tagung wird sich unter dem Stichwort Junge AutorInnen erstmalig mit einem Phänomen im europäischen Kontext beschäftigen, das bis heute kaum wissenschaftlich diskutiert wurde. Insgesamt soll sie Bestandsaufnahmen aus den verschiedenen Bereichen der deutschsprachigen Jungen Stücke erbringen. Diese müssen nicht notwendigerweise (etwa quantitativ) umfassend ausfallen, sondern sollten vielmehr die wichtigsten Akzente der dramatischen und theatralen Entwicklung hervortreten lassen. Im Speziellen geht es um dem Ansatz nach zu systematisierende Rezeptionsfelder, die jeweils anhand von exemplarischen Theatertexten der Jungen AutorInnen und gegebenenfalls ihrer Inszenierungen vorgestellt und diskutiert werden sollen. Im Einzelnen geht es um folgende Themen:

  • die Dramatik Junger AutorInnen zwischen Praxis und Theorie
  • Junge Dramatik zwischen Tradition und Innovation
  • der Einfluss ausländischer Dramatik auf deutschsprachige AutorInnen
  • Junge AutorInnen versus etablierte DramatikerInnen bzw. RegisseurInnen
  • die Ausbildung, Rekrutierung und Förderung Junger AutorInnen
  • das Ethisch-Moralische in den Theatertexten der Jungen AutorInnen
  • das ›Authentische‹ und das Dokumentarische in den Jungen Stücken
  • die Inszenierung junger Stücke und die Neuen Medien
  • Konstruktion und De-Konstruktion von (Figuren-)Identitäten bzw. Rollen
  • die Absenz und Präsenz von Geschichte in Jungen Stücken
  • die Frage nach dem neuen Erzähltheater
  • die ausländische Rezeption der Theatertexte junger deutschsprachiger AutorInnen

Der Schwerpunkt der Tagung liegt in der deutschen Dramatik, nichtsdestotrotz beschäftigen sich Beiträge auch mit der Situation der Jungen Dramatik in anderen Ländern Europas.

Zusätzliche Informationen erhalten Sie über

Organisatoren der Tagung

PD Dr. Andreas Englhart (Universität München)
Dr. Artur Pełka (Universität Lodz)