Theaterwissenschaft München
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Jörg Mainka

»was mit dem Medium des Musiktheaters in seiner Struktur gezeigt wird, kann (oder muss) nicht erzählt werden«.

 

Das ist der entscheidende Schnittpunkt zwischen dem Erzählen einer Geschichte und der Struktur des musiktheatralischen Gesamtereignisses. Daher gibt es auch Musiktheater ohne Narration oder Musiktheater an der Grenze der Narration, an der Schwelle zwischen Narration und ihrer Dekonstruktion. Heute sehe ich einen der produktivsten Widersprüche der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts in der Polarisierung zwischen einem kompositorischen Denken, welches das Moment der Entgrenzung der (musikalischen) „Avantgarde“ weitertreibt und auf der anderen Seite einem »musikimmanenten« kompositorischen Denken, das jene Entgrenzungen im besten Fall als »experimentellen Sonderfall« betrachtet. Beide Positionen können nicht mehr ausschließliche Gültigkeit beanspruchen. In der Spannung zwischen einer performativen Logik der Ereignisse und dem »Erinnern« an die Kraft der Narration zusammen mit deren gleichzeitiger Brechung sehe ich eine Entsprechung im szenischen Bereich zu der von mir geschilderten Polarität der musikalischen Denkweisen.
Der Erforschung dieser Wechselbeziehungen im Musik-Theater diente die Arbeit am Musiktheaterprojekt Voyeur im Stuttgarter „Forum Neues Musiktheater“.