Intermediale Szenographie (DFG-Projekt)
Raumästhetiken des Theaters am Beginn des 21. Jahrhunderts
Über das Projekt
Zielsetzung des Projekts ist eine Revision der theaterwissenschaftlichen Kategorie »Raum«. Im Theater sind seit einigen Jahren Raumbildungsmodelle zu beobachten, die dessen Bestimmung als Kunstform des ›Hier und Jetzt‹ überschreiten. Zu Teilen schließen sie an kritische Raum-Diskurse des 20. Jahrhunderts an, die, in Folge seiner modernen Dynamisierung sowie postmodernen ›Spatialisierung‹, essentialistische Raumauffassungen zum Bersten brachten. Hinzu kommen mediale ›Verschaltungen‹ (Wehrli, Kondek, Kaegi u.a.), die nun Raumqualitäten eines medial vermittelten ›Anderswo‹ in der Situation des ›Hier und Jetzt‹ als ästhetisches, aber auch sozial, ökonomisch und politisch relevantes Phänomen thematisieren.
Bis dato wird »Raum« in der Theaterwissenschaft als Zusammenspiel zwischen theatralem Raum (Theatergebäude), ortsspezifischem Raum (lokalem Kontext), szenischem und dramatischem Raum analysiert; nicht erfasst sind damit Phänomene von Fernräumlichkeit bzw. »Fern-Anwesenheit« (Fassler). In anderen Disziplinen hingegen (Medienwissenschaft, Soziologie, Architekturtheorie u.a.) werden ihre kulturellen Implikationen als Symptome eines »Spatial Turn« (Crang/Thrift) diskutiert; die Studie intendiert daher interdisziplinäre Anschlüsse an diesen Diskurs.
Für die Analyse intermedialer Szenographien und mediatisierter Umgebungen soll ein Modell entwickelt werden (theaterwissenschaftliche Kommunikationsraumanalyse), in Revision vorliegender semiotischer und phänomenologischer Ansätze; Hauptproblemfelder sind: Konnektivität, Wechselspiele zwischen Präsenz, Telepräsenz und Abwesenheit, Perzeption und Teleperzeption.
Forschungsrichtung
Theaterwissenschaft als Medienwissenschaft; Intermedialität des Theaters, Theorien des Raumes.
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Konzept / Projektleitung
Dr. Birgit Wiens
Theaterwissenschaft der LMU München
www.birgit-wiens.de
Wiss.Hilfskraft
Nora Niethammer, M.A.
M.A. an der LMU München, Theaterwissenschaft (2009), mit einer Arbeit über René Pollesch (»Das Theater René Polleschs: Eine Annäherung an seine diskursive Praxis am Beispiel der Stuttgarter Stücke«). Dissertationsvorhaben über das Theater von John Jesurun und René Pollesch an der Universität Bayreuth. Seit 2010 wissenschaftl. Mitarbeiterin und seit 2011 Lehrbeauftragte an der Universität Bayreuth